Werner Pirchner in Interview von Othmar Costa: “Geboren in finsterer Zeit”
Das Interessante an der Musik ist das, du kannst dich ewig weiterentwickeln. Das, was du vor einem halben Jahr gewußt hast – das kann auch leiwand gewesen sein -, aber irgendwie interessiert dich das nimmer. Du probierst so lang, bis du etwas ausdrücken kannst, und wenn du es ausgedrückt hast, brauchst du dich nimmer damit beschäftigten, da probierst was Neues.
Wenn du einmal erlebt hast, wie das ist, daß du etwas Neues sagen kannst, und daß du’s so sagen kannst, daß du das Gefühl hast, ja, so hab ich’s gemeint, was Neues, ohne daß du krampfhaft denkst, jetzt möcht ich was Neues machen, sondern du hast irgendwas in dir, wie wenn du z. B. nachdenkst:
Du denkst über etwas nach, und es ist dir noch nicht ganz klar, wie hängen die Probleme zusammen, und dann denkst, und die Räder, die krachen und quietschen, und das eine Radl dreht sich so und das andere so im Hirn, und auf einmal lauft das geschmiert, und du findest die Lösung des Problems. Dann kannst du das Problem weglegen, und dann stellt sich automatisch ein neues Problem ein, du brauchst also gar nicht suchen, wenn man das einmal gewohnt ist, daß man immer weiterdenkt.
Es gibt Milliarden von Fragen, Milliarden von Dingen, das ist das Schöne im Leben. Für einen Menschen, der einigermaßen bewußt lebt und seine Sinne gebrauchen kann, ich mein natürlich alle, ist das Leben wirklich ein Abenteuer.