Der Spiegel

Werner Pirchner, 61, »Ich bin Musiker!« stand auf dem Abschiedszettel, den der exzentrische Tiroler seiner Mutter hinterließ, als er sich Anfang der sechziger Jahre aufmachte, als alpenländischer Jazz-Exot bekannt zu werden. Der Autodidakt zog zunächst als Bar-Pianist durch die Lande, machte im Quartett Oscar Kleins erste Aufnahmen.

Die Kompositionen waren Zwitterwerke: Pirchner galt schnell als Seiltänzer über den getrennten Welten der E- und U-Musik. Schräge Töne mischte er mit avantgardistischen Rhythmen zu einem nachdenklichen Singsang. Als Jazz-Vibrafonist war Pirchner in den siebziger und achtziger Jahren ein Virtuose von hohem Rang. Für seine Doppel-LP »EU« wurde er 1987 mit dem Jahrespreis der deutschen Schallplattenkritik geehrt.

Im Auftrag des ORF schuf er die Kennmelodien für den Kultursender »Ö1«. Ein Musiktheater für die Wiener Volksoper konnte er nicht mehr beenden. Werner Pirchner starb am 10. August 2001 in Innsbruck.