Kategorie: Kammermusik
Jahr: 1981
Dauer: 8:30
Besetzung: Violine Solo

geschrieben für Peter Lefor

WP zur Entstehung des Titels:
„Damals hab ich in der Zeitung von einem Zillertaler Arzt gelesen, der gesagt hat, daß der Bürgermeister im Krieg als SS-Mann bei Hinrichtungen beteiligt war und daß es nicht geht, daß der hier Bürgermeister ist. Wie ich das gelesen habe, dachte ich mir: »Eine gute Meldung!« mach ich eben »Good News from the Zillervalley«.“

Uraufführung:
1981, ORF Tirol Peter Lefor (Violine)

Discographie:
EU (1986)
Es leben die Röslein (2008)
D.U.D.A! Werner Pirchner – Ein musikalischer Dokumentarfilm (2014)
D.U.D.A! Soundtrack (2014)

dazu als Noten erhältlich:
Good News from the Ziller Valley

Werner Pirchners Vater

online reinhören:
Susanne Hehenberger spielt „PWV 12: Good News from the Ziller Valley, 1. bis 3. Satz“

1. Satz
3. Satz
2. Satz

Weitere Infos zu Susanne Hehenberger finden Sie unter sindaca.wixsite.com/meinewebsite/konzertmeisterin.

Sätze
1. SatzMit Seele
2. SatzVoll Frieden
3. SatzJodler
Texte von Werner Pirchner zum Werk
Zur Entstehung des TitelsDamals hab ich in der Zeitung von einem Zillertaler Arzt gelesen, der gesagt hat, daß der Bürgermeister im Krieg als SS-Mann bei Hinrichtungen beteiligt war und daß es nicht geht, daß der hier Bürgermeister ist. Wie ich das gelesen habe, dachte ich mir: »Eine gute Meldung!«, mach ich eben »Good News from the Zillervalley«.
VoodooEinmal bin ich um 4 Uhr in der Früh schlafen gegangen, weil ich so lange komponiert habe.
Damit es nicht immer mit den Tönen und der Musik weitergeht und ich schlafen kann, habe ich Wein getrunken.
Dann bin ich ins Bett gegangen und habe eine halbe Stunde geschlafen … Auf einmal höre ich ein Geräusch ganz leise aus der Ferne kommen (gurunggg, gurungg …).
Ich bin aufgewacht und habe mir gedacht, daß die Welt untergeht.
Sowas hatte ich überhaupt noch nie gehört.
Ich bin leise aus dem Bett gestiegen und zum Fenster gegangen.
Es war ein nebliger Märzmorgen, man hat nur eineinhalb Meter weit gesehen, aber das Geräusch ist immer näher gekommen.
Das war eine totale Weltuntergangsstimmung.
Plötzlich sind aus dem Nebel die »Grasausläuter« aufgetaucht.
Das sind Typen, die um die Hüften einen Gurt haben, und hinten hängt eine große Kuhglocke daran.
Bei jedem Sprung schellen die Glocken.
Durch die geschlossenen Fenster sind natürlich die höchsten Obertöne ausgeblieben.
Durch dieses Erlebnis zusammen mit dem Brauch des Winteraustreibens, ist mir folgendes klar geworden:
Das, was wir in Afrika als Voodoo-Tänze bewundern, gibt es bei uns genauso. Nur in einer anderen Form.
Das ist natürlich durch die katholische Religion verschüttet worden.
Ich glaube, daß in den Good News viel drin ist von Voodoo-Post, von Rauhnächten und Grasausläuten.
Gerade die Dissonanzen stellen für mich die Widersprüche dar, die sich im Komplex der Österreichischen bzw. Tiroler Volkskultur ergeben.
Tastende Zehe1981 stupste mich der Geiger Peter Lefor auf eine sogenannte »ernste« Konzertbühne, indem er mich ungefragt auf ein Konzertprogramm neben Bach, Hindemith, und Wellesz setzte.
So betrat ich mit tastender Zehe, den Weg, den ich heute noch gehe.
16.000.- Schilling1981 – 86
Kompositionen für EU PWV 12 – 21
Das schlechteste Jahr war 1986, als ich die »EU« fertig gemacht hatte.
Damals hatte ich ein Jahreseinkommen von 16.000 Schilling (zu versteuern), habe aber wie ein Verrückter komponiert.
Ich wußte nicht, wie das weitergehen sollte.
Ich war 46 Jahre alt, manchmal habe ich mehr verdient, manchmal weniger.
Meine Frau hat auch immer gearbeitet, dadurch ist es gegangen.
Die ganze NachtMit 41 Jahren habe ich einen guten Ruf als Jazzmusiker gehabt und habe auch schon mit einigen sehr guten amerikanischen Musikern gespielt. Eines Morgens ruft mich Peter Lefor an und sagte mir, daß er gerade ein Rundfunkkonzert ausgemacht hat, bei dem er Bach, Bartok, Wellesz und Pirchner spielt. Ich hab zu ihm gesagt: »Du hasch’ an Pascher!«. Dann habe ich ihn einmal in Hall bei einem Konzert spielen gehört, und bin heimgegangen und habe die ganze Nacht durchgeschrieben.
Zum Titel der SolosonateDamals hab ich in der Zeitung von einem Zillertaler Arzt gelesen, der gesagt hat, daß der Bürgermeister im Krieg als SS-Mann bei Hinrichtungen beteiligt war und daß es nicht geht, daß der hier Bürgermeister ist. Wie ich das gelesen habe, dachte ich mir:
»Eine gute Meldung!« mach’ ich eben »Good News from the Zillervalley«.

Die geklaute Knopforgel
Zum Andenken an meinen Vater Hermann, der mich – nach dem Krieg – sonntagmorgens mit der geklauten Knopforgel aufweckte.